Bischöfe stellen Zölibat infrage

von Redaktion

Offener Reformprozess beschlossen – Marx: Wir haben verstanden

Lingen – Die deutschen Bischöfe stellen die generelle Ehelosigkeit von Priestern und die Sexualmoral der katholischen Kirche zur Diskussion. Außerdem müssten die Gründe für den Missbrauch von Macht in der Kirche sowie eine breitere Partizipation von Laien und Frauen geprüft werden, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, in Lingen (Emsland) zum Abschluss der Frühjahrstagung der Bischöfe.

Ein Weg der Erneuerung und Veränderung sei nötig. Die Bischöfe hätten sich einstimmig geeinigt, die Kernfragen nicht nur untereinander, sondern auf breiter kirchlicher Basis mit dem Ziel konkreter Beschlüsse zu beraten. Am Ende könne ein „Brief nach Rom“ mit konkreten Veränderungswünschen stehen. Anders als beim Gesprächsprozess 2011 bis 2015 werden die heißen Eisen Zölibat und Sexualmoral nicht ausgeklammert. Damals habe man Ärger mit Rom vermeiden wollen, so Marx. „Die Zeiten sind jetzt vorbei.“

Mit Blick auf den Zölibat müsse die Frage erlaubt sein, ob verheiratete Priester die absolute Ausnahme bleiben müssten, sagte Marx. Nur vereinzelt gibt es bislang bereits verheiratete Männer, die den Priesterberuf ergreifen. Bei der Sexualmoral gebe es „ außerordentlichen Gesprächsbedarf. Man kann das nicht mit einem Tabu belegen, weil man sagt, das gibt eh nur Streit.“ In der Missbrauchskrise kündigte er ein verstärktes Zugehen auf die Opfer an. „Wir werden gutmachen, was möglich ist auf Erden.“

Laut Marx spürten die Bischöfe, wie betroffen viele Gläubigen von der Missbrauchskrise seien. An die Gläubigen gerichtet sagte er: „Wir sehen und hören Sie. Ihre Kritik, Sorgen, Nöte, Zweifel und Forderungen. Ich sage Ihnen aufrichtig: Wir haben es verstanden.“ dpa

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