München – Die Schülerdemos zum Klimaschutz gehen in eine neue Runde – und in der Politik mehren sich die Zweifel, wie damit zu verfahren ist. Für den 24. Mai, zwei Tage vor der Europawahl, kündigt die Bewegung „Fridays for future“ einen europaweiten Demotag an. Die Organisatoren in München rechnen mit noch mehr Teilnehmern als am vergangenen Freitag, als allein in der Stadt 10 000 Schüler während der Schulzeit demonstrierten.
Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (FW) kündigte an, seine liberale Linie bei künftigen Streiks beizubehalten. Schulstrafen lägen „im Ermessensspielraum der Schulleiter“, er habe den Eindruck, dass diese ihr Recht in der Vergangenheit „verantwortungsbewusst wahrgenommen“ hätten. Ob es nun im Einzelfall einen Verweis gebe oder nur einen Projekttag zum Klimaschutz, müsse die einzelne Schule entscheiden. Er werde da auch in der Zukunft keine pauschale Weisung erteilen, sagte er unserer Zeitung. Zuvor hatte der Deutsche Lehrerverband Hinweise zum Umgang mit streikenden Schülern angemahnt. „Wir bekommen fast jede Woche kultusministerielle Schreiben – dazu aber nicht“, sagte Verbandschef Heinz-Peter Meidinger, der ein Gymnasium in Deggendorf leitet.
In der CSU mehren sich Stimmen, die sich härteres Vorgehen wünschen. „Die Schulleitungen sind in der Vergangenheit besonnen und verantwortungsvoll mit dem Thema umgegangen“, erklärte CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer. „Für die Zukunft muss klar sein, dass die Schulpflicht für alle gilt.“ Der CSU-Bildungspolitiker Gerhard Waschler sagte: „Eine klare Linie wäre dringend notwendig“, er sei da ganz bei Meidinger. Bisher sei Toleranz richtig gewesen, so die Abgeordnete Ute Eiling-Hütig. „Bei künftigen Streiks sollten Schulleiter aber durchgreifen.“ Der Abgeordnete Norbert Dünkel (CSU) erklärte: „Ein Projekttag geht einmal, aber nicht jede Woche.“ dw/kb/cd