München – Nach einem weiteren tödlichen Unfall durch einen abbiegenden Lkw verschärft sich die Debatte über die Verkehrssicherheit in Großstädten. Am Montag war in München ein elf Jahre alter Bub auf dem Heimweg von der Schule tödlich verunglückt.
Der Münchner Bundestagsabgeordnete Dieter Janecek (Grüne) fordert deshalb, künftig die Zufahrt in die Innenstadt nur noch Lkw zu gestatten, die mit einem elektronischen Assistenten ausgestattet sind. „Abbiegeprozesse sind unübersichtlich und komplex – deshalb müssen Lkw mit schlechter Sicht raus aus der Stadt“, sagte Janecek. Als Vorbild könne London dienen, wo man bereits 2016 ein Programm aufgelegt hatte, das Lkw ohne Totwinkel-System schrittweise aus der Stadt verbannt.
In Berlin wird seit Langem intensiv über die Einführung der Abbiege-Assistenten diskutiert. Die EU-Kommission plant eine verpflichtende Einführung für neue Fahrzeuge allerdings erst ab 2024. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat deshalb ein Förderprogramm zur freiwilligen Einführung aufgelegt, das man im Ministerium als großen Erfolg wertet. 45 Unternehmen, darunter große Supermarktketten, hätten ihre Wagen bereits nachgerüstet.
Vielen im Bundestag geht das nicht weit genug. „Bis der verpflichtende Einsatz auf europäischer Ebene kommt, dauert es noch viel zu lang“, sagte Cem Özdemir (Grüne), Vorsitzender des Verkehrsausschusses, unserer Zeitung. „Wir sollten bis dahin mit einer nationalen Übergangsregelung für Abbiegeassistenten vorangehen.“ Auch der SPD-Verkehrsexperte Martin Burkert sagte, tragische Unfälle wie der in München dürften sich nicht wiederholen: „Ich kann nur hoffen, dass es Tempo im Ministerium Scheuer gibt.“ mik