München – Aus der CSU-Führung kommt der Ruf nach einer Urwahl des nächsten Kanzlerkandidaten der Union. „Wenn wir als Union ,Näher am Menschen‘ sein wollen, bedeutet das: Wir brauchen eine größere Einbindung der Basis, eine breitere Legitimation“, sagt der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber unserer Zeitung: „Der alte Maßstab ,Das haben wir schon immer so gemacht‘ gilt nicht mehr.“ Er zeigte sich besorgt über das anhaltende Tief vor allem der CDU in den Umfragen und die Akzeptanzprobleme bei jungen Wählern.
In der CDU wird seit Tagen versucht, eine Personaldebatte über die Kanzlerkandidatur zu beenden. Aus der CSU hatte sich bisher kein ranghoher Politiker daran beteiligt. Stoiber will mit seinem Vorstoß auch explizit nicht über die Personalfrage reden, sondern über das „Wie“ der Nominierung. „Das ist nicht irgendeine Personalie, sondern die Nachfolge der Ära Merkel.“
Der frühere CSU-Chef und Ministerpräsident lässt allerdings Skepsis erkennen, ob die Trennung von Kanzlerschaft und Parteivorsitz bis zum regulären Wahltermin im Herbst 2021 funktioniert. „Die Umfragen zeigen: Annegret Kramp-Karrenbauer ,leidet’ unter dieser Doppelspitze“, sagt er. „Darauf muss die Union irgendwann Antworten geben.“
Stoiber mahnt zudem, die Union müsse stärker auf die Jugendlichen und jungen Wähler zugehen, die für mehr Klimaschutz demonstrieren. „Ich ziehe eine Parallele zwischen den 68ern und Fridays for Future jetzt“, sagt er. Die Union müsse „neu zugehen auf die protestierende Jugend, wir müssen bei der Lösung mit ihnen entscheiden“. cd