München – Die Entspannung im öffentlichen Nahverkehr in München kommt später als erhofft: Erst bis 2028 soll die zweite S-Bahn-Stammstrecke fertiggestellt werden, bestätigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Das ist zwei Jahre später als bisher bekannt.
Grund ist eine Umplanung: Am Münchner Hauptbahnhof soll ein Vorhaltebauwerk für die künftige U-Bahn-Linie 9 gebaut werden. Dabei handelte es sich um eine Haltestelle, die vorerst nur im Rohbau erstellt werden soll. Die U9 soll zwar erst bis 2037 fertiggestellt werden, der Bahnhof indes müsse jetzt errichtet werden, „damit man sich nichts verbaut“, wie Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) nach einem Termin mit Bahn und Freistaat in der Staatskanzlei sagte. Er kündigte auch an, dass sich der Bund im U-Bahn-Bau stärker engagieren werde. Die U9 soll bis zu 3,5 Milliarden Euro kosten. 400 Millionen Euro für den Bau des Bahnhofs strecke die Stadt vor, sagte Münchens OB Dieter Reiter (SPD). Dafür ist noch ein Stadtratsbeschluss nötig.
Auch am anderen Ende der zweiten Stammstrecke wird es eine gravierende Umplanung geben: Die geplante unterirdische Haltestelle am Ostbahnhof wird vom Orleansplatz auf die andere Seite zur Friedenstraße verschoben. An den Kosten soll sich nichts ändern: Die zweite Röhre ist weiterhin mit maximal 3,849 Milliarden Euro inklusive von sieben „netzergänzenden Maßnahmen“ veranschlagt.
Kritiker der zweiten Stammstrecke sehen sich in ihren Befürchtungen bestätigt. Der Grünen-Landtagsabgeordnete Martin Runge sprach gestern von „elender Flickschusterei“. Er verlangte ein neues Genehmigungsverfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung. Der Münchner Vorsitzende der Freien Wähler, Kultusminister Michael Piazolo, erklärte: „Man kann nur hoffen, dass die neuen Pläne verlässlicher und besser sind.“ dw