Streit in der Notenbank

von Redaktion

EZB-Räte gegen neue Geldflut – Weidmann: Geht zu weit

Frankfurt – In der Europäischen Zentralbank rumort es: Aus dem ansonsten eher zurückhaltenden Kreis der europäischen Notenbankchefs wird immer mehr Kritik am verschärften geldpolitischen Kurs laut. „Der EZB-Rat hat nun ein sehr umfangreiches Paket beschlossen, um die Geldpolitik abermals zu lockern. Aus meiner Sicht ist er damit aber über das Ziel hinausgeschossen“, sagte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann der „Bild“-Zeitung. Ablehnung kam auch von den Notenbankchefs von Österreich und den Niederlanden, Robert Holzmann und Klaas Knot.

Die EZB hatte am Donnerstag nicht nur die Strafzinsen für geparkte Gelder von Banken von minus 0,4 auf minus 0,5 Prozent verschärft, sondern auch beschlossen, ab November frische Milliarden in Anleihenkäufe zu stecken – und das ohne zeitliche Begrenzung. „Mit dem Beschluss, noch mehr Staatsanleihen zu kaufen, wird es für die EZB immer schwerer, aus dieser Politik auszusteigen“, warnte Weidmann. „Die Nebenwirkungen und Finanzstabilitätsrisiken der sehr expansiven Geldpolitik nehmen zu, je länger sie dauert.“

Der niederländische Zentralbankchef Knot kritisierte: „Dieses breite Maßnahmenpaket, insbesondere die Wiederaufnahme der Anleihenkäufe, steht in keinem Verhältnis zu den gegenwärtigen wirtschaftlichen Bedingungen, und es gibt triftige Gründe, an seiner Wirksamkeit zu zweifeln.“

Zuvor hatte sich auch Frankreichs Notenbankchef François Villeroy de Galhau skeptisch über neuerliche Anleihenkäufe geäußert. Insgesamt sollen sechs EZB-Ratsmitglieder in dieser Frage gegen Draghi sein.

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