München/Berlin – Entgegen dem Bundestrend sind die Zahlen der Organspender und der gespendeten Organe in Bayern im vergangenen Jahr gestiegen. Nach vorläufigen Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) wurden 136 Menschen im Freistaat Organe wie Nieren, Lunge und Herz entnommen. Im Jahr 2018 gab es bayernweit 128 Organspender. Mit 10,4 Organspendern pro eine Million Einwohner lag der Freistaat im Jahr 2019 aber trotzdem unter dem Bundesschnitt von 11,2. Laut DSO ist Deutschland damit „eines der Schlusslichter im internationalen Vergleich“.
Am Donnerstag stimmt der Bundestag darüber ab, wie die Zahl der Organspenden erhöht werden kann. Eine Abgeordnetengruppe um Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) schlägt eine „doppelte Widerspruchslösung“ vor. Demnach sollen automatisch alle Bürger als Organspender gelten. Man soll dazu aber später Nein sagen können, ansonsten wäre auch noch bei Angehörigen nachzufragen. Dies lehnt eine Gruppe um Grünen-Chefin Annalena Baerbock ab. Sie schlägt stattdessen vor, die Bürger mindestens alle zehn Jahre beim Ausweisabholen auf das Thema anzusprechen („Entscheidungslösung“).
Erwartet wird ein knappes Rennen. Die Abgeordneten sind in ihrer Entscheidung frei. Die Lager verlaufen quer durch die Fraktionen. Bei den Grünen will der Münchner Abgeordnete Dieter Janecek als einer von vermutlich nur zwei Abgeordneten für die Widerspruchslösung stimmen. In der Unionsfraktion erkennt der Münchner CSU-Abgeordnete Stefan Pilsinger hingegen eine knappe Mehrheit für die Widerspruchslösung. Im Parlament insgesamt sieht Pilsinger allerdings eine Mehrheit für die Entscheidungslösung, die er auch selbst unterstützt, sagte er unserer Zeitung. hor/dpa