München – In Deutschland werden aktuell die Kapazitäten für Corona-Tests bei Weitem nicht ausgenutzt. Laut neuen Zahlen des Robert-Koch-Instituts wurden in der vergangenen Woche bundesweit nur 382 000 Tests durchgeführt, die Labore hätten aber 965 000 Proben analysieren können. „Gerade jetzt in dieser kritischen Phase, wo wir viele Lockerungen zulassen, müssen wir mehr testen“, sagte der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach. „Nur so behalten wir die Kontrolle über das Infektionsgeschehen.“
Im Hintergrund schwelt ein Streit um die Kosten. Die gesetzlichen Krankenversicherer wollen Tests von Patienten ohne Symptome nicht bezahlen; das zähle als Bevölkerungsschutz zu den Staatsaufgaben. Der Bundestag hingegen beschloss gestern ein Gesetz zur Ausweitung der Corona-Tests. Es legt fest, dass die Kassen die Tests auch dann bezahlen müssen, wenn jemand keine Symptome zeigt. Im Umfeld besonders gefährdeter Menschen – etwa in Pflegeheimen – soll verstärkt auf das Virus getestet werden.
Die Übertragungswege des Virus werden unterdessen weiter untersucht. Es könnte einer neuen Studie zufolge vor allem beim Sprechen übertragen werden. Wie die Untersuchung im Fachblatt „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ zeigt, können beim Sprechen ausgestoßene Mikrotröpfchen in einem geschlossenen Raum minutenlang in der Luft bleiben. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass jede Minute lauten Sprechens mehr als tausend virusbelastete Tröpfchen produzieren kann, die acht Minuten oder länger in einem geschlossenen Raum in der Luft hängen bleiben. mm