Traunstein/Töging – „Ich hab sie geliebt, hab sie von ganzem Herzen geliebt.“ Das beteuerte ein 57-jähriger Kraftfahrer, der seine 20 Jahre jüngere Ehefrau am 19. Januar in Töging (Landkreis Altötting) mit mindestens 40 Messerstichen getötet haben soll, gestern zum Auftakt des Totschlagsprozesses vor dem Schwurgericht Traunstein. An die entscheidenden Szenen wollte der Angeklagte, wie schon nach der Festnahme durch die Kripo Mühldorf, keinerlei Erinnerung mehr haben.
Der 57-Jährige arbeitete über die Jahre in verschiedenen Berufen, zuletzt als Fernfahrer. Anfang 2018 lernte er via Facebook das spätere Opfer aus Rostock kennen. Im Oktober 2019 fand die Hochzeit in Töging statt. Bis 23. Dezember 2019 war nach Worten des Angeklagten „alles im Lot, alles in Ordnung“. Die Beziehung verschlechterte sich – angeblich wegen eines anderen Mannes.
Opfer starb infolge des Blutverlustes
Staatsanwalt Markus Andrä rekonstruierte das Kerngeschehen aufgrund der Ermittlungen und Gutachten. Demnach holte der 57-Jährige ein 30 Zentimeter langes Küchenmesser aus der Küche. Im Schlafzimmer versetzte er der Frau mit der 19 Zentimeter langen Klinge einen Stich in den Bauch. Sie floh in das Bad. Dort stach der Angeklagte ihr gemäß Anklage mindestens 40-mal in Hals, Bauch und Brust. Das Opfer verstarb infolge des Blutverlustes.
Drei Nebenkläger aus der Familie der Getöteten verfolgen den Prozessauftakt. Die Mutter des Opfers berichtete von „Diskrepanzen“ zwischen dem 57- Jährigen und der 37-Jährigen. Ihre Tochter habe gesundheitliche Probleme gehabt und sich mehr Unterstützung erhofft. Der Angeklagte entschuldigte sich bei der Nebenklägerin: „Ich habe das nicht gewollt.“ Der Prozess wird am Montag, 12. Oktober, fortgesetzt. Kd