Berlin – Nach dem jüngsten Appell von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Eindämmung der Corona-Pandemie hat Ärztepräsident Klaus Reinhardt davor gewarnt, die Bevölkerung zu verunsichern. Er wolle keine Entwarnung oder übertriebene Gelassenheit verbreiten. „Aber ich finde, man kann den Menschen nicht in einer Tour Angst machen“, sagte der Präsident der Bundesärztekammer. So könne eine Art Abstumpfung entstehen. Teile der Bevölkerung könnten Warnungen nicht mehr ernst nehmen.
Auch Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing, sagte: „Wir sollten wachsam sein, aber nicht panisch.“ Grundsätzlich sei die Lage in den deutschen Kliniken bis auf wenige regionale Ausnahmen vergleichsweise ruhig. Trotz neuer Rekordzahlen bei den Neuinfektionen könnten die Bundesländer aktuell genügend Intensivbetten vorhalten.
Im Kreis Berchtesgadener Land werden derweil extrem scharfe Maßnahmen ergriffen. Das Landratsamt verhängt ab heute eine Ausgangssperre. Nur für Beruf, Arztbesuche, Einkäufe und Sport (allein oder zu zweit) darf das Haus verlassen werden. Alle Hotels und Restaurants schließen, für den Tourismus im Landkreis dramatisch. Die Sieben-Tage-Inzidenz war sprunghaft auf 252 gestiegen. Das öffentliche Leben müsse im Berchtesgadener Land heruntergefahren werden, sagte auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU): „Anders geht es nicht.“ Intern war sogar erwogen worden, einzelne Orte abzuriegeln. mm/cd