München – Die Zahl der Corona-Infektionen in Deutschland steigt weiter sprunghaft an. Das von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) unlängst für den schlechtesten Fall genannte Szenario droht weit überschritten zu werden. Für den Mittwoch meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) 11 287 Neuinfektionen, im Lauf des Donnerstag wurden nach Schätzungen 12 000 deutlich übersprungen.
Merkel hatte Ende September gewarnt, wenn Deutschland nicht schnell gegensteuere, würden Weihnachten über 19 000 Infektionen erreicht. Nach den aktuellen Daten könnte das bereits im November erfolgen. Das RKI schilderte die Lage als „sehr ernst“. Präsident Lothar Wieler nannte private Feiern als wichtigsten Bereich für die aktuellen Ausbrüche. Der öffentliche Nahverkehr spiele dagegen nur eine geringe Rolle. Auch Ausbrüche in Schulen und in Hotels seien zumindest nicht sehr häufig.
Zudem gibt es Vorwürfe, die Zahlen des RKI seien noch untertrieben, weil lückenhaft. Der „Spiegel“ berichtet, für mehrere Landkreise seien steigende Inzidenzen zu spät vom RKI gemeldet worden. Auch in mehr als jeder dritten Meldung für Bayern fehle mindestens ein Tag, im bundesweiten Schnitt seien die Inzidenzen zehn Prozent zu niedrig. Das ist heikel, denn die Inzidenzwerte sind entscheidend für Sperrstunden und Teilnehmerlimits.
Die Gründe für die fortwährenden Pannen sind kurios: Laut „Spiegel“ etwa ein früher Feierabend einzelner Landesbehörden gegen 16 Uhr, trotz Pandemie, und Übermittlungen per Telefax. cd