Berlin – Angesichts der Vielzahl von Corona-Infizierten in Berlin setzen die Behörden bei deren Isolation und der Nachverfolgung ihrer Kontakte auf eine neue Strategie. Den Gesundheitsämtern sei es nicht mehr möglich, jeden einzelnen Fall mit viel Aufwand und zügig zu bearbeiten, sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD).
Menschen mit positivem Testergebnis sind in Berlin deshalb nun aufgerufen, sich auch ohne Kontakt zum Gesundheitsamt so schnell wie möglich in häusliche Isolation zu begeben. Zudem sollen sie Kontaktpersonen rasch über die Infektion informieren, damit diese sich in Quarantäne begeben können. Man setze auf Eigenverantwortung, sagte Kalayci.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert eine komplette Abkehr von der Nachverfolgung. Verfolgten Ämter nicht mehr jeden Fall, werde Personal frei, um Clustermitglieder – Personengruppen, mit denen ein Infizierter in Kontakt war – zu ermitteln.
Die bayerische Staatsregierung will dagegen bei ihrer Strategie bleiben. Florian Herrmann, Leiter der Staatskanzlei und Corona-Koordinator, sagte unserer Zeitung, eine konsequente Nachverfolgung bleibe „entscheidend, um ein unkontrolliertes Ausbreiten des Virus zu verhindern“. Man werde Städte und Kreise unterstützen „und so ausstatten, dass die Nachverfolgung möglich ist“.
In Baden-Württemberg sind Studenten der Medizin und verwandter Fächer aufgerufen, Gesundheitsämter zu unterstützen. Sie sollen bei der Nachverfolgung sowie Beratung am Telefon helfen. hor/dpa