Karlsruhe/Waldkraiburg – Zwei Wochen lang hat im Frühjahr eine Anschlagsserie die türkische Gemeinde und die ganze Stadt Waldkraiburg in Atem gehalten (wir berichteten). Jetzt hat die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe gegen den mutmaßlichen Täter, den damals 25-jährigen Muharrem D., beim Oberlandesgericht in München Anklage wegen der Anschläge in Waldkraiburg und weiterer Anschlagsvorhaben erhoben.
Der Angeschuldigte, der im Mai verhaftet wurde und sich in ersten Vernehmungen als „Bombenleger von Waldkraiburg“ bezeichnet haben soll, ist nach Einschätzung der Behörde des 31-fachen versuchten Mordes, der gefährlichen Körperverletzung gegen vier Personen sowie der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat hinreichend verdächtig.
Nach Einschätzung der Bundesstaatsanwaltschaft habe Muharrem D. seit 2017 einen Prozess der religiösen Radikalisierung durchlaufen. Aufgrund des Agierens des türkischen Staates im Syrienkonflikt sowie dessen Umgang mit bestimmten Predigern habe Muharrem D. einen Hass auf den türkischen Staat und Menschen türkischer Abstammung entwickelt.
Die Serie der Angriffe auf türkische Einrichtungen begann mit einem Brandanschlag auf die Sultan-Ahmet- Moschee in Waldkraiburg am 2. April. Zwei Wochen später folgten Anschläge auf einen Friseursalon und eine Pizzeria türkischstämmiger Mitbürger, am 27. April dann ein Anschlag auf einen türkischen Obst- und Gemüseladen am Sartrouville-Platz in Waldkraiburg. Nur weil der dabei ausgebrochene Brand bemerkt wurde, sei es zu keinen Todesopfern gekommen.
Anfang Mai dieses Jahres wurde der mutmaßliche Täter dann ohne Ticket bei einer Zugfahrt von Garching nach Mühldorf erwischt – mit zehn Rohrbomben und 23 Kilogramm Sprengmaterial im Gepäck. Hg