Berlin – Machtkampf nach der Wahl: Union und SPD verlangen, den nächsten Kanzler zu stellen. Bei der Bundestagswahl gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen beiden Parteien. Nach den Hochrechnungen vom späten Sonntagabend lag die SPD bei der ARD mit 25,9 Prozent äußerst knapp vor CDU/CSU mit 24,3 Prozent. Laut ZDF-Daten führte die SPD etwas deutlicher: 26,0 vor 24,5 Prozent. Die Grünen folgten dahinter mit 13,9 bis 14,5 Prozent.
Die FDP erzielte zwischen 11,5 und 11,7 Prozent und wird damit wahrscheinlich in der nächsten Regierung vertreten sein. Die AfD kam auf rund 10,5 Prozent. Die Linke lag bei 4,9 bis 5,0 und muss um den Wiedereinzug bangen, setzt aber auf drei Direktmandate.
In Bayern fuhr die CSU mit 32,4 Prozent (-6,4 Prozent) das schlechteste Ergebnis seit 70 Jahren ein. Die SPD erhielt 17,5 Prozent (+2,2). Die Grünen legten um vier Punkte auf 13,9 zu. Die FDP gewinnt mit 10,8 Prozent leicht hinzu, die AfD sank um 3,3 Punkte auf 9,1 Prozent. Die Freien Wähler erzielten 7,3, die Linke erreichte nur 2,8 Prozent im Freistaat. Fast alle Direktmandate gewinnt die CSU.
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz, der auch sein Direktmandat gewann, zeigte sich hocherfreut: „Das ist ein großer Erfolg.“ Viele Wähler hätten deutlich gemacht, er solle nächster Kanzler sein.
Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet kündigte dagegen an, er wolle eine Regierung „unter Führung der Union“ bilden. CSU-Chef Markus Söder erklärte: „Unser Ergebnis in Bayern gefällt uns nicht, ganz im Gegenteil, es ist kein zufriedenstellendes Ergebnis. Aber es liegt doch deutlich über dem Bundesergebnis und ist zumindest ein substanzieller Beitrag.“ Söder betonte, er sehe im Ergebnis der Bundestagswahl ein „Misstrauensvotum“ für ein rot-rot-grünes Regierungsbündnis und für SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz. Es brauche nun ein Bündnis mit einer Idee, wie man Deutschland erneuern könne. „Und ich glaube, dass wir diesen Anspruch gut mit Armin Laschet dokumentieren können, vielleicht mit der FDP und mit den Grünen zusammen“, sagte der CSU-Vorsitzende.
Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock erklärte: „Wir sind erstmals angetreten, um als führende Kraft dieses Land zu gestalten“. „Wir wollten mehr“, räumte sie ein.
FDP–Chef Christian Lindner regte in Bezug auf Koalitionen Vorab-Klärungen mit den Grünen an. Es könnte ratsam sein, zuerst miteinander zu sprechen, um all das, was danach komme, zu strukturieren, sagte Lindner in der „Berliner Runde“.