Frankfurt – Die Europäische Zentralbank will ihre milliardenschweren Anleihekäufe etwas schneller zurückfahren – doch den Leitzins lässt sie trotz rasanter Teuerungsraten auf Nullniveau. Dieser Kompromiss ist das Ergebnis einer Zwickmühle für Notenbankchefin Christine Lagarde: Die Inflationserwartung von zuletzt 5,1 Prozent würde durch einen Stopp der Anleihekäufe und einen höheren Leitzins zwar gedämpft werden. Doch gleichzeitig gefährdet der Krieg in der Ukraine durch knappe Rohstoffe und gestörte Lieferketten die Konjunktur.
Viele Unternehmen sind also auf günstiges Geld angewiesen. In dieser heiklen Situation fährt die EZB lieber auf Sicht und will im späteren Jahresverlauf über den Leitzins entscheiden. Auch der Einlagezins von minus 0,5 Prozent bleibt bestehen. Sparer können also nicht mit einem baldigen Ende der Strafzinsen für große Vermögen rechnen. Die Börse indes konnte von den enttäuschten Zins-Erwartungen nicht profitieren: Wegen der angekündigten Drosselung der Anleihekäufe und der geplatzten Friedensverhandlungen in der Türkei verlor der Dax 3,10 Prozent. mas