„Atommeiler weiterlaufen lassen“

von Redaktion

Kernkraftverband appelliert an Kanzler: Genügend Brennstäbe da

München – Der Branchenverband der Atomwirtschaft verlangt einen Weiterbetrieb der Kraftwerke und hält das für technisch problemlos machbar. Angesichts der aktuellen „Notsituation“, schnellstmöglich russische Energielieferungen zu ersetzen, müsse man sofort Schritte einleiten, um die Versorgungssicherheit sicherzustellen, schreibt der Verband „Kerntechnik Deutschland“ an Kanzler Olaf Scholz (SPD). Es gebe genügend Uranbrennstoff dafür.

Das Schreiben, aus dem die „FAZ“ zitiert, verlangt eindringlich ein schnelles Handeln der Bundesregierung. Gemeint sind demnach die drei noch am Netz befindlichen Reaktoren, darunter Isar 2 bei Landshut, aber auch die 2021 heruntergefahrenen Meiler. In einem „Streckbetrieb“ könnten die Kernkraftwerke bis „mindestens nächstes Frühjahr problemlos weiterbetrieben werden“, schreibt der Verband. Auch danach könnten neue Brennelemente für „weitere Jahre“ beschafft werden.

Die Ampelregierung lehnt eine Laufzeit-Verlängerung bisher ab. Das federführende, von den Grünen geführte Umweltministerium hat aber, wie die „FAZ“ berichtet, vor seinem abschlägigen Prüfbescheid weder die Gesellschaft für Reaktorsicherheit noch die Reaktorsicherheitskommission gehört.

Bayerns Staatsregierung hat dagegen ihre Haltung um 180 Grad geändert. „Es wäre falsch, aus der Atomenergie überstürzt auszusteigen“, sagte Ministerpräsident Markus Söder gestern. „Die zehn Millionen Haushalte, die durch die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland versorgt werden, können nicht kurzfristig überbrückt werden.“

Mehrere europäische Länder steuern ebenfalls um. Belgien will mehrere Kraftwerksblöcke zehn Jahre länger laufen lassen. Der britische Premierminister Boris Johnson dringt auf einen Kernkraft-Zubau.  kab/cd

Artikel 1 von 11