München – Die meisten Menschen in Deutschland haben in einer Gasnotlage keine Rationierung zu befürchten. Das sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, im Gespräch mit der „FAZ“. Haushalte dürften auch im Fall eines russischen Gaslieferstopps darauf vertrauen, weiter mit Gas versorgt zu werden. Bei Großverbrauchern aus der Industrie würden im Zuge einer Gasnotlage sechs Kriterien über eine Abschaltung entscheiden. Diesen Plan veröffentlichte die Behörde erstmals.
Zu den geschützten Kunden gehören neben Feuerwehr, Krankenhäusern, der Polizei, Schulen, Kitas, Gefängnissen oder der Bundeswehr auch alle Privathaushalte mit einem Gasverbrauch von bis zu 10 000 Kilowattstunden Gas im Jahr. Das decke auch Selbstständige ab, so Müller. Geschützt seien auch alle Gewerbebetriebe bis zu 1,5 Millionen Kilowattstunden im Jahr, darunter Bäckereien oder Supermärkte. Hingegen müssten sich Freizeiteinrichtungen als Erstes auf Abschaltungen einstellen, zum Beispiel Schwimm- und Spaßbäder. „Wenn es zur Notlage kommt, ist es einleuchtend, zunächst im Freizeitbereich einzugreifen, bevor wir Industriebetriebe reduzieren oder abschalten, an denen ja viele Arbeitsplätze und auch wichtige Produkte hängen“, so der Behördenchef.
Derweil werden in Berlin Vorkehrungen getroffen, mit denen auf den Gasmangel reagiert werden kann: Eine Novelle des Energiesicherungsgesetzes soll die Enteignung kritischer Infrastruktur erleichtern – und die enormen Kosten eines Gasstopps an die Bürger weiterreichen. Experten befürchten eine weitere Verdoppelung der bereits hohen Gaspreise. mm/mas