München – Der Vorstandschef des Energiekonzerns RWE, Markus Krebber, geht davon aus, dass Russland die Gaslieferungen nach Europa allmählich verringert. „Wir befinden uns in einem Wirtschaftskrieg, und die Russen nutzen jede Möglichkeit, es für uns schwerer zu machen, indem sie die Liefermengen reduzieren, was zu höheren Preisen führt“, sagte Krebber der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Er rechne mit einer weiteren Verknappung „und nicht damit, dass jemand den Gashahn komplett zudreht“. Deutschland könne bis Frühjahr 2025 von russischem Gas unabhängig sein, wenn die Infrastruktur zügig ausgebaut werde. „Einigermaßen handhabbar wären die Versorgungsprobleme vielleicht schon ein Jahr vorher.“
Aktuell sind die Gasspeicher in Deutschland laut der Initiative Energien Speichern (INES) zu 43 Prozent gefüllt. Bis zum 1. Oktober müssen sie laut einer Vorgabe der Bundesregierun zu 80 Prozent befüllt sein, bis zum 1. November muss der Stand bei 90 Prozent liegen. EU-weit sind bis zum Winter 80 Prozent das Ziel. Deutschland verfügt nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums mit 24 Milliarden Kubikmetern über das mit Abstand größte Speichervolumen für Erdgas in Mittel- und Westeuropa.
In Österreich hat die dortige Bundesregierung zuletzt beschlossen, dass dem Gazprom-Konzern die Nutzung des auch für Deutschland wichtigen Speichers in Haidach entzogen werden kann. Die Anlage bei Salzburg ist eine der größten in Europa und dient in erster Linie der Versorgung Deutschlands. Sie soll möglichst noch in diesem Jahr auch direkt an das österreichische Netz angeschlossen werden.