München/Berlin – Die Personalnot in vielen Branchen droht im Sommer den Flugverkehr ins Chaos zu stürzen. Schon jetzt fallen europaweit hunderte Flüge aus, weil Mitarbeiter für die Sicherheitskontrollen, die Gepäckabfertigung und teils auch Flugzeugbesatzungen fehlen. Allein die Lufthansa will im Juli 900 Flüge in München und Frankfurt streichen. Gleichzeitig ist der Reise-Ansturm sehr hoch.
Besorgniserregend ist der Personalmangel im Gastgewerbe. „Es sind zehntausende Stellen unbesetzt“, sagt der Sprecher der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten in Bayern, Sebastian Wiedemann. In vielen Gaststätten gebe es statt einem nun zwei oder drei Ruhetage. Inzwischen locke allerdings eine deutlich bessere Bezahlung: Betriebe mit Tarifbindung zahlen 26 Prozent mehr. Der Fachkräftemangel zieht sich inzwischen durch viele Branchen, sagt Stefan Sauer vom Münchner Ifo-Institut. Neben der Verkehrsbranche würden auch in der Telekommunikation, im Handel und Bau bis hin zu Architekturbüros händeringend Mitarbeiter gesucht. Es profitierten Arbeitgeber, die attraktive Arbeitsbedingungen anbieten.
Um die Lage an den Flughäfen zu entspannen, fordert die FDP nun einen verstärkten Einsatz der Bundespolizei. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) müsse mehr Bundespolizisten in die Flughäfen bringen, „damit die Schlangen an den Sicherheitskontrollen geringer werden“, sagte der Fraktionsvorsitzende Christian Dürr. Für die Bodendienstleister müssten schnelle und unbürokratische befristete Verträge ermöglicht werden, auch mit Personal aus dem Ausland. kb/cm