München – Mehr als 20 Millionen Bundesbürger sind von Energiearmut bedroht. Laut Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) sind zwar Geringverdiener, Arbeitslose, Alleinerziehende und Rentner mit niedrigen Altersbezügen besonders gefährdet. Doch „Die Gefahr für Energiearmut geht auch weit in die Mittelschicht hinein“, betonte IW-Ökonom Ralph Henger in der „Welt am Sonntag“. Denn mit höheren Einkommen steige der Lebensstandard – und damit meist die Wohnfläche, die beheizt werden muss.
Insgesamt mussten im Mai rund 25 Prozent aller Bürger in Deutschland mehr als zehn Prozent ihres Haushaltsnettoeinkommens für Energie bezahlen. Und es wird von Monat zu Monat schlimmer: Im Juni musste ein Musterhaushalt laut dem Portal Check24 im Schnitt 113 Prozent mehr für Heizöl und Gas ausgeben als im Vorjahresmonat.
Die Sozialverbände machen Druck, weil Menschen mit niedrigen Einkommen und Rentner bei den Hilfszahlungen fast leer ausgegangen seien. Mit der Gießkanne habe der Staat Geld an Hauseigentümer und SUV-Besitzer verteilt, so der Paritätische Gesamtverband. Diese Entwicklungen könnten jedoch nur die Spitze des Eisbergs sein: Die Bundesnetzagentur befürchtet, dass Russland ab Mitte Juli gar kein Erdgas mehr nach Deutschland schickt. Die Folgen wären Abschaltungen in der Industrie und eine Verdreifachung der Verbraucherpreise.
Die Städte fürchten zudem um die Solvenz vieler Stadtwerke. kr/mas