München – Nach der Kostenexplosion bei der zweiten Münchner S-Bahn-Stammstrecke wackelt nun die geplante U-Bahn-Linie 9. Die U9 ist als Nord-Süd-Entlastungslinie in München geplant. Sie soll einst von der Poccistraße über den Hauptbahnhof bis zur Münchner Freiheit führen. Die 2. Röhre kostet nun geschätzt 7,2 Milliarden Euro, die U9 mindestens weitere 3,5 Milliarden. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (Bund) und sein bayerischer Amtskollege Christian Bernreiter (CSU) verlangten gestern nach einem Treffen in Berlin „ein klares Bekenntnis der Stadt München zur weiteren Finanzierung“ der U9. Dies lehnt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ab. Er sieht nicht die Stadt in der Pflicht, sondern Bund und Freistaat.
„Es ist einigermaßen ärgerlich, dass die CSU-Staatsregierung jetzt offenbar versucht, vom eigenen Nichtstun abzulenken“, erklärte er gegenüber unserer Zeitung. Entscheidend sei vielmehr, dass es „eine verlässliche, schriftliche Zusage des Bundes und gegebenenfalls des Freistaats zur grundsätzlichen Förderfähigkeit der U9 gibt“. Die Regierung Söder versuche, „eine Mitschuld der Stadt“ an der Verzögerung der 2. Röhre zu konstruieren.
Hintergrund ist, dass U9 und zweite Stammstrecke am Hauptbahnhof eng verknüpft sind. Am Hauptbahnhof soll über dem einstigen Tunnelbahnhof für die zweite Röhre ein U9-Bahnhof im Rohbauzustand entstehen. Allein dieses Projekt kostet nach einer Schätzung von 2019 rund 393 Millionen Euro, wahrscheinlich mehr. Reiter sagte, die U9-Station für rund eine halbe Milliarde Euro zu bauen, ohne zu wissen, ob jemals die U9 andocke, sei unverantwortlich. dw