Wien/München – Mitten in der sommerlichen Corona-Welle schafft Österreich die Quarantäne für Infizierte ab. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) kündigte gestern in Wien an, dass am 1. August eine Lockerung der Regeln in Kraft tritt. Wer sich nicht krank fühlt, kann dann trotz positiven Tests das Haus verlassen, muss allerdings eine FFP2-Maske tragen. Ausnahmen gelten nur, wenn man sich als Infizierter im Freien befindet und mindestens zwei Meter Abstand zu anderen Personen hält. In Krankenhäusern, Pflege- und Behinderteneinrichtungen sowie Kindergärten gilt weiter ein Betretungsverbot für positiv getestete Besucher.
„Wer krank ist, bleibt zu Hause“, appellierte Rauch zugleich. Er verwies auf Vorbilder wie Großbritannien, Spanien und die Schweiz. Die Entscheidung sei auch mit Blick auf die psychischen und sozialen Folgen der Corona-Krise gefallen. Weltweit hätten Ängste und Depressionen zugenommen. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Österreich liegt mit rund 900 über dem deutschen Wert. Im Vergleich zum Sommer 2022 müssen wesentlich mehr Patienten in den Krankenhäusern betreut werden.
Auch in Deutschland nimmt die Debatte um eine Aufhebung der Quarantäne Fahrt auf. Lehrerverbände warnten vor Schulschließungen infolge steigender Infektionszahlen, der Hausärzteverband nannte die geltende fünftägige Isolationspflicht „vernünftig“. Dies stelle bereits eine Verkürzung dar, sagte Verbandschef Ulrich Weigeldt der „Welt“. Die FDP pocht hingegen auf eine Abschaffung. „Wir müssen versuchen, mit diesem Virus zu leben“, sagte Gesundheitspolitiker Andrew Ullman im ZDF.