München – Alexander Dobrindt hält verlängerte Laufzeiten von Kernkraftwerken in Deutschland um mehrere Jahre für möglich. In der „Welt am Sonntag“ forderte der CSU-Landesgruppenchef eine Entscheidung zur „Vernunft-Energie“. „Wir werden uns noch lange Zeit Putins brutalem Versuch, den Westen durch Energieterror zu destabilisieren, ausgesetzt sehen. In dieser Lage sind Laufzeitverlängerungen für die Kernkraft von mindestens weiteren fünf Jahren denkbar.“
Vor allem die Grünen stehen einem Weiterbetrieb ablehnend gegenüber. Allerdings ist die Bereitschaft, das niederbayerischen Kraftwerk Isar 2 zumindest per Streckbetrieb länger am Netz zu lassen nun auch bei Bundesumweltministerin Steffi Lemke angekommen. Sollte der Stresstest ergeben, „dass Bayern tatsächlich ein ernsthaftes Strom- bzw. Netzproblem haben könnte, dann werden wir diese Situation und die dann bestehenden Optionen bewerten“, sagte Lemke. Sie rate dazu, am Ende auf Grundlage von Fakten zu entscheiden. „Eine Hochrisiko-Technologie kann man nicht nach tagesaktuellen Umfragen beurteilen.“
Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Stefan Wolf, forderte sogar, eine Debatte über den Bau von neuen Atomkraftwerken zu führen. „Weltweit werden derzeit 50 neue Atomkraftwerke gebaut, die Technik hat sich weiterentwickelt“, sagte Wolf.
Derweil forderte Finanzminister Christian Lindner (FDP) das Wirtschaftsministerium auf, die Stromproduktion mithilfe von Gas zu stoppen. „Wir müssen daran arbeiten, dass zur Gaskrise nicht eine Stromkrise kommt.“