Berlin – Landwirte in Deutschland können angesichts der Engpässe mehr Flächen zum Getreideanbau nutzen. Dazu sollen die EU-Neuregelungen zu Flächenstilllegung und Fruchtwechsel im kommenden Jahr einmalig ausgesetzt werden. Ziel ist es, die Versorgung mit Lebensmitteln zu sichern. Das sieht ein Kompromissvorschlag von Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) vor. Der Bauernverband begrüßte den Schritt, hält eine Aussetzung für ein Jahr aber für unzureichend. Zustimmung kam auch aus den Ländern sowie vom Koalitionspartner FDP. Umweltschützer warfen Özdemir dagegen vor, dem Druck der Agrarlobby nachgegeben zu haben.
Der Minister will Bauern ermöglichen, Agrarflächen für den Anbau bestimmter Pflanzen zur Nahrungsmittelproduktion länger zu nutzen. So sollen die eigentlich geplanten zusätzlichen Artenschutzflächen erst 2024 eingeführt werden. Bauern könnten dann im kommenden Jahr auf diesen Flächen weiter Nahrungsmittel anbauen. Hintergrund sind EU-Vorgaben, wonach ein Teil der Landwirtschaftsflächen dem Artenschutz dienen soll. Zudem ist der Anbau derselben Ackerpflanze zwei Jahre in Folge auf derselben Fläche zum Bodenschutz nicht mehr möglich.
Özdemirs Vorschlag braucht die Zustimmung der Länder. Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) nannte es „überfällig, jetzt die Spielräume, die die EU-Kommission eröffnet hat, zu nutzen“. Auch der Präsident des Bauernverbands, Joachim Rukwied, sprach von einer Entscheidung in letzter Minute. Die Bauern hätten mit der Anbauplanung für das kommende Jahr bereits begonnen.