München – Die Anwältin des wegen des sogenannten Badewannen-Mordes verurteilten Hausmeisters, der am Freitag überraschend aus der Haft entlassen worden ist, erhebt schwere Vorwürfe gegen die Justiz. Nachdem der Staatsanwaltschaft das Motiv Unterschlagung weggebrochen sei, habe man „einfach eine neue Geschichte erfunden“, sagt die Münchner Anwältin Regina Rick.
Manfred Genditzki (62) war zu lebenslanger Haft verurteilt worden, weil er nach Ansicht der damals zuständigen Kammer am Landgericht München II 2008 eine 87-Jährige in Rottach-Egern ertränkt hatte. Nachdem mehrere Sachverständigengutachten Genditzki entlastet hatten, ordnete das Gericht am Freitag die Wiederaufnahme des Verfahrens an. Der frühere rechtspolitische Sprecher der SPD, Franz Schindler, der den Fall intensiv begleitet hat, kritisiert, dass die neuen Beweise seit 2018 auf dem Tisch lagen – und es viel zu lange gedauert habe, bis das Gericht zu dem Schluss gekommen sei, dass ein Wiederaufnahmeverfahren berechtigt sei. Das bayerische Justizministerium äußerte sich mit Hinweis auf die Unabhängigkeit der Justiz nicht. caz