Berlin/München – Die massiv in die Kritik geratene und abberufene Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), Patricia Schlesinger, wird fristlos entlassen. Das hat der Verwaltungsrat des öffentlich-rechtlichen ARD-Senders in Berlin entschieden. Vor einer Woche war Schlesinger vom Rundfunkrat – dem zweiten Kontrollgremium – abberufen worden. Hintergrund sind zahlreiche Vorwürfe von Filz, Vetternwirtschaft und Kontrollversagen im Sender. Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin ermittelt.
BR-Intendantin Katja Wildermuth hatte die Skandale beim RBB als „singulär“ bezeichnet und Vergleichbares für ihren Sender in München verneint. „Die Menschen erwarten von uns zu Recht, dass wir transparent und verantwortungsvoll mit dem Beitragsgeld umgehen“, sagte sie unserer Zeitung.
In CDU und FDP mehren sich Rufe nach gravierenden Reformen im öffentlich-rechtlichen System. Es brauche schlankere Strukturen und bessere Kontrolle, sagte Bayerns FDP-Chef Martin Hagen unserer Zeitung. „Die Gebühren dürfen nicht weiter steigen, Zusammensetzung und Arbeitsweise der Aufsichtsgremien müssen auf den Prüfstand.“ Der Staatskanzleichef in Sachsen-Anhalt, Rainer Robra (CDU), forderte eine Neuausrichtung der ARD mit regionalem Fokus. ARD und ZDF seien sich zu ähnlich. Insgesamt müssten die Sender umdenken und aufhören, das Volk „missionieren“ zu wollen.
Der Autor Hans-Peter Siebenhaar, der seit Jahren über das Rundfunk-System berichtet, schlug eine Fusion von ARD und ZDF vor sowie eine Beschränkung auf vier große ARD-Anstalten. cd/thy