München – Die Wohnungsbau-Unternehmen in Deutschland haben mit einer anhaltenden Stornierungswelle zu kämpfen. Im August meldete nach einer nun veröffentlichten Umfrage des Münchner Ifo-Instituts mehr als jedes zehnte Unternehmen (11,6 Prozent), dass Bauherren Aufträge zurückgezogen hätten. Im Juli hatte es ein ähnliches Bild gegeben.
Grund ist laut Ifo der starke Anstieg der Baukosten mit hohen Material- und Energiepreisen, höheren Zinsen und gekürzten staatlichen Zuschüssen. Dementsprechend hat sich in der Wohnungsbau-Branche Pessimismus breitgemacht. „Die Unternehmen verfügen immer noch über prall gefüllte Auftragsbücher, aber mit Blick auf die künftige Entwicklung greift die Angst um sich“, sagte Ifo-Fachmann Felix Leiss. Der Index der Geschäftserwartungen im Wohnungsbau sank auf minus 48,3 Prozent. Das ist laut Ifo der tiefste Stand seit Beginn der Befragungen 1991. Die Lieferengpässe haben sich demnach im Vergleich zum Juli etwas entspannt, aber nach wie vor klagte mehr als ein Drittel (36,4 Prozent) der Unternehmen über knappes Material.
Derweil fürchten die Wohnungsunternehmen wegen der Inflation hohe Mietausfälle. Nach einer Umfrage des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen unter seinen knapp 500 Mitgliedern – überwiegend Genossenschaften und kommunale Wohnungsunternehmen – rechnet mehr als die Hälfte (56 Prozent) mit ausbleibenden Zahlungen beträchtlicher Teile ihrer Mieterschaft. Um die eigene Liquidität nicht zu gefährden, will demnach jedes zweite Wohnungsunternehmen Neubauvorhaben oder Modernisierungsprojekte zurückstellen.