München – Der Wirtschaftsstandort Bayern ist in seiner Existenz gefährdet – es droht die Deindustrialisierung: Davor warnt die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw). Grund dafür sei ein nie da gewesener Krisen-Cocktail, der zu historischen Belastungen führe. Die Wirtschaftsstruktur mit starker Industrie mache den Freistaat besonders anfällig. „Bayern hat mit 26 Prozent Anteil der Industrie an der Wertschöpfung in Deutschland und Europa am meisten zu verlieren“, sagte vbw-Chef Bertram Brossardt gestern in München.
Die explodierenden Energiekosten, Angst um die Versorgungssicherheit sowie Materialengpässe durch inzwischen auch im Inland gerissene Lieferketten gefährdeten die Unternehmen. „Eine Rezession im nächsten und übernächsten Jahr ist nicht mehr zu verhindern“, erklärte Brossardt. Auch die Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern sieht die Lage dramatisch: „Einen solchen Unsicherheitsschock wie heute haben wir in unserem Land seit mehr als 70 Jahren nicht mehr erlebt“, konstatiert IHK-Chef Manfred Gößl.
Standortverlagerungen, die Drosselung der Produktion, Betriebsaufgaben und die Verlegung von Investitionen ins Ausland stünden laut vbw mittlerweile auf der Tagesordnung.
Um der krisenhaften Entwicklung entgegenzuwirken, fordert der Verband, umgehend das Angebot an Energie auszuweiten. Dafür müssten die drei noch laufenden Atomkraftwerk im Regelbetrieb mindestens bis 2024 weiterlaufen und abgeschaltete Kohlekraftwerke wieder ans Netz gehen. Zudem sollten Unternehmenssteuern zeitlich gestreckt und Energiesteuern gesenkt werden. com