Doha – Die „One Love“-Kapitänsbinde der europäischen Kapitäne um Manuel Neuer hat am zweiten WM-Tag zum Zerwürfnis mit dem Weltverband FIFA geführt. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur setzte die FIFA die an der Kampagne für Menschenrechte und Vielfalt beteiligten UEFA-Teilnehmer stark unter Druck – und drohte mit sportlichen Sanktionen. Der Deutsche Fußball-Bund und die weiteren Verbände verzichten in Katar deshalb nun auf das symbolträchtige Stückchen Stoff.
„Wir erleben einen beispiellosen Vorgang in der WM-Geschichte. Die von der FIFA herbeigeführte Konfrontation werden wir nicht auf dem Rücken von Manuel Neuer austragen“, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf. Weiter teilte der Verband mit, Geldstrafen wären in Kauf genommen worden. „Wir können unsere Spieler jedoch nicht in die Situation bringen, dass sie verwarnt oder gar gezwungen werden, das Spielfeld zu verlassen.“ Der DFB sei „sehr frustriert über die FIFA-Entscheidung“.
Ob Bundestagsabgeordnete in Katar auf der Tribüne sitzen, ist noch offen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will zum ersten Spiel der DFB-Auswahl gegen Japan am Mittwoch reisen, noch stehen die Reisepläne aber nicht endgültig fest.
Dass es eine WM der politischen Botschaften bleiben wird, zeigten die Iraner. Die Profis sangen vor der Partie gegen England ihre Nationalhymne nicht mit. Iranische Aktivisten sehen darin eine Geste der Unterstützung für die Proteste im Land. Der iranische Staatssender unterbrach die Live-Übertragung bei der Hymne. Den Spielern könnten nun Konsequenzen aus ihrem Heimatland drohen.