Berlin – In Deutschland herrscht der größte Wohnungsmangel seit über 20 Jahren. Einer am Donnerstag vom Verbändebündnis Soziales Wohnen vorgestellten Studie zufolge fehlen derzeit 700 000 Wohnungen, und das Problem spitzt sich wegen der Bevölkerungszunahme weiter zu. „Bei den bezahlbaren Wohnungen wird das ohnehin schon massive Versorgungsloch immer größer; bei den Sozialwohnungen ist es längst ein Krater“, erklärte Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts. Man brauche ein Sondervermögen in Höhe von 50 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau.
Das Hannoveraner Forschungsinstitut hatte gemeinsam mit dem schleswig-holsteinischen Institut Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen Kiel (Arge) im Auftrag des Bündnisses die Wohnungssituation untersucht. „Das Urteil der Wissenschaftler ist ein Alarmruf Wohnungsnot an die Politik“, erklärten die Verbände.
Der Leiter des Arge-Instituts, Dietmar Walberg, beklagte die gestiegenen Baukosten: Der Neubau einer Mietwohnung koste inklusive Grundstück mittlerweile fast 4900 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche, erklärte er. „Damit haben wir uns deutlich aus dem Bereich geschossen, der den freifinanzierten Neubau überhaupt noch möglich macht.“ Der daraus folgende Einbruch der Bautätigkeit trage maßgeblich zu den Problemen bei. Das Verbändebündnis fordert massive staatliche Investitionen in den sozialen Wohnungsbau.
Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW, der nicht Teil des Bündnisses Soziales Wohnen ist, schloss sich den Forderungen an. GdW-Chef Axel Gedaschko kritisierte zudem „desaströse Förderbedingungen“ und verschärfte Anforderungen für den Wohnungsbau.