Wiesbaden/München – Die deutsche Wirtschaft hat trotz aller Belastungen 2022 erstmals das Vor-Corona-Niveau wieder übertroffen und geht mit etwas Rückenwind in die kommenden Monate. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte ersten Schätzungen zufolge um 1,9 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Das lag vor allem an den privaten Konsumausgaben – etwa fürs Reisen und Ausgehen nach Aufhebung der Corona-Beschränkungen. In den letzten drei Monaten des Jahres wuchs das BIP nicht mehr; es schrumpfte aber entgegen vieler Befürchtungen auch nicht.
Der Konjunkturchef des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Stefan Kooths, erklärte, ohne Energiepreisschock und Lieferengpässe wäre ein doppelt so kräftiger Anstieg des BIP möglich gewesen. Nach ersten Berechnungen des Bundesamtes geht die deutsche Wirtschaft mit einem kleinen Plus ins neue Jahr. Viele Volkswirte schätzen die Aussichten für 2023 inzwischen nicht mehr so trüb ein wie zunächst nach dem Beginn des Ukraine-Krieges. Jüngste Konjunkturprognosen gehen von einem BIP-Rückgang von weniger als einem Prozent 2023 aus. Das Ifo-Institut in München erwartet, dass die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal geringfügig schrumpfen und im zweiten Quartal stagnieren wird. Im weiteren Verlauf dürfte sich die Konjunktur erholen, weil die Inflationsraten spürbar sinken und die Einkommen kräftig steigen werden. Wegen der vielen Staatshilfen – etwa die Energiepreisbremsen – dürfte das Haushaltsdefizit 2023 weiter steigen. Im vergangenen Jahr summierte sich das Minus bereits auf 101,6 Milliarden Euro.