Hamburg – Der Schock in Hamburg nach den tödlichen Schüssen in einem Gebäude der Zeugen Jehovas sitzt tief. Innensenator Andy Grote (SPD) bezeichnete die Tat gestern auf einer Pressekonferenz als Amoklauf: „Eine Amoktat dieser Dimension – das kannten wir bislang nicht. Das ist die schlimmste Straftat, das schlimmste Verbrechen in der jüngeren Geschichte unserer Stadt.“ Bei den Todesopfern handelte es sich um vier Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 33 und 60 Jahren sowie ein ungeborenes Baby. Die Mutter überlebte.
Als mutmaßlichen Täter identifizierten die Ermittlungsbehörden am Freitag den 35-jährigen Philipp F., der demnach früher Mitglied der Gemeinde im Stadtteil Groß Borstel war, die Zeugen Jehovas allerdings wohl etwa Ende 2021 verließ. Den Ermittlern zufolge hatte F. enge Bezüge zu Bayern. Er wurde in Memmingen geboren und wuchs in Kempten auf. Später studierte er in München BWL. Er soll seit 2014 in Hamburg gelebt haben. Die Gemeinde der Zeugen Jehovas verließ er vor anderthalb Jahren offenbar freiwillig, aber „nicht im Guten“, wie Thomas Radszuweit, der Leiter des Staatsschutzes, sagte.
Die Bluttat löste in Deutschland und Europa Entsetzen aus. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte beim Besuch der Handwerksmesse in München, er sei „fassungslos“ angesichts dieser Gewalt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte, er habe die Nachricht „mit großem Entsetzen“ aufgenommen. Auch weitere Politiker und die christlichen Kirchen reagierten bestürzt. Frankreich und die USA sprachen den Familien der Opfer ihr Beileid aus.