München – Mit wachsender Sorge sieht der Präsident des Deutschen Mieterbundes (DMB), Lukas Siebenkotten, die Lage am Wohnungsmarkt. Die Mieten in Deutschland „kennen seit Jahren nur eine Richtung, und zwar nach oben“, sagte Siebenkotten unserer Zeitung. Inzwischen fänden in Metropolregionen selbst Menschen „mit überdurchschnittlichen Einkommen kaum mehr bezahlbaren Wohnraum“. Diese Entwicklung gefährde „den sozialen Frieden“, warnte Siebenkotten.
Allein im ersten Quartal des laufenden Jahres legten die Mieten für Neubauten in Städten wie München, Stuttgart oder Berlin nach Berechnungen des Immobilien-Portals ImmoScout24 gegenüber dem Vorjahr um 7,7 Prozent zu. Bei Bestandswohnungen ging es um 7,4 Prozent nach oben. Zur Begründung für die Entwicklung verweisen Experten vor allem auf den stockenden Wohnungsbau. Zu Jahresbeginn hatte Wohnungsbauministerin Klara Geywitz (SPD) das Ziel von 400 000 neuen Wohnungen pro Jahr kassiert.
Angesichts der Entwicklung übte Siebenkotten harsche Kritik an der Bundesregierung. Die Ampel habe bisher „nicht erkennbar gegengesteuert“. Der für Mietrecht zuständige Justizminister Marco Buschmann (FDP) habe sich „noch nicht einmal zur Umsetzung des Minimalkonsenses aus dem Koalitionsvertrag aufraffen können“. SPD, Grüne und FDP hatten sich nach der Wahl unter anderem auf eine geringere Kappungsgrenze für Neuverträge geeinigt. Derzeit dürfen Vermieter bei Neuverträgen die Mieten maximal um 20 Prozent oberhalb der ortsüblichen Vergleichsmiete ansetzen. lm