München – Wegen Medikamentenmangels erlaubt die Staatsregierung vorübergehend die Einfuhr in Deutschland nicht zugelassener Antibiotika-Säfte für Kinder. „Wir in Bayern lassen nichts unversucht, um die Lage zu verbessern“, sagte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). Der Bund hatte letzte Woche „Versorgungsmangel“ bei antibiotischen Säften für Kinder festgestellt.
Somit ist es nach Holetscheks Worten den Landesbehörden nun möglich, im Einzelfall vorübergehend von Vorgaben des Arzneimittelgesetzes abzuweichen. So könnten Pharmagroßhändler, Pharmaindustrie und Apotheken unbürokratisch handeln.
Bei potenziell lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Lungenentzündungen oder schweren bakteriellen Infektionen werden Antibiotika auch Kindern verschrieben. Nach Angaben des Verbandes der Kinder- und Jugendärzte sind diese Präparate derzeit so knapp, dass auch für schwer erkrankte Kinder zu wenig Antibiotika zur Verfügung stehen. Und: „Wir werden wieder in eine Versorgungsnot geraten, die noch schlimmer werden könnte als zuletzt“, warnte Verbandspräsident Thomas Fischbach.
Der langjährige Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, forderte eine EU-weite Arzneimittelreserve. Eine Verpflichtung für die Pharmaindustrie könne von Staat und Ärzteschaft „überwacht und gemanagt“ werden, sagte er. Grund für die seit Jahren zunehmenden Engpässe seien „falsch gesetzte wirtschaftliche Anreize bei der Pharmaindustrie“.