München – Die bayerische Justiz verzeichnet Erfolge im Kampf gegen Schockanrufer. Durch die Einrichtung von spezialisierten und besonders gut vernetzten Staatsanwaltschaften nach dem „Traunsteiner Modell“ sei es möglich, Fälle aus ganz Deutschland zu sammeln und die Betrüger dann für mehrere Taten anzuklagen, erklärt Oberstaatsanwalt Rainer Vietze aus Traunstein. Dadurch werden immer häufiger harte Urteile gesprochen: Im April war eine 38-Jährige, die für eine Schockanruf-Bande arbeitete, zu mehr als zehn Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Bayerns Polizei registriert immer mehr Schockanrufe. Opfer sind häufig ältere Menschen. Allein im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd gab es 2022 1238 Betrugsversuche und 45 vollendete Schockanrufe – im Vorjahr waren es 448 Versuche und 12 vollendete Taten. 2022 entstand durch Callcenterbetrug, so der Oberbegriff, im südlichen Oberbayern ein Schaden von 2,39 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 607 000 Euro –ein Plus von fast 300 Prozent. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) sagt: „Die Täter fügen den Opfern großes Leid zu. Neben finanziellen Schäden sind oft auch Angstzustände oder Depressionen die Folge.“ Die Schockanrufer-Banden sind meist international organisiert. Auch deshalb gibt es das „Traunsteiner Modell“ laut Justizministerium bei allen grenznahen Staatsanwaltschaften.
Oberstaatsanwalt Vietze sagt, die Justiz müsse den Strafrahmen ausschöpfen. Denn: „Unser harter Kurs spricht sich herum.“ Bei einem abgehörten Telefonat habe ein Beteiligter eine Art Risikozuschlag dafür gefordert, dass der Betrug in Bayern stattfinden soll. caz