München – Bayerns Vize-Regierungschef Hubert Aiwanger hat sich in der Affäre um ein antisemitisches Flugblatt aus Schulzeiten erstmals öffentlich entschuldigt. „Ich bereue zutiefst, wenn ich durch mein Verhalten in Bezug auf das in Rede stehende Pamphlet oder weitere Vorwürfe gegen mich aus der Jugendzeit Gefühle verletzt habe“, sagte der Freie-Wähler-Chef am Donnerstag bei einem kurzfristig anberaumten Pressestatement. „Meine aufrichtige Entschuldigung gilt zuvorderst allen Opfern des NS-Regimes, deren Hinterbliebenen und allen Beteiligten und der wertvollen Erinnerungsarbeit.“
In Bezug auf die Vorwürfe blieb Aiwanger bei seinen bisherigen Darstellungen – insbesondere dass er das Flugblatt nicht verfasst habe. Gleichzeitig ging er zum Gegenangriff über, beklagte eine politische Kampagne gegen ihn und seine Partei.
Aiwanger gab auch der „Welt“ ein Interview. „In meinen Augen wird hier die Schoa zu parteipolitischen Zwecken missbraucht“, sagte er darin. Zudem sagte er, er sei zu seiner Schulzeit nicht der gewesen, als der er heute dargestellt werde. „Ich war hilfsbereit, habe andere unterstützt und war niemand, der anderen etwas Böses wollte.“ Warum sich das fragliche Papier in seinem Rucksack befunden habe, daran könne er sich nicht mehr erinnern.
Für seine Äußerungen bekam Aiwanger auch Kritik. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, begrüßte die Entschuldigung. Zugleich monierte er gegenüber „Bild“: „Bedauerlicherweise verbindet er dies mit einer Klage über eine politische Motivation der Vorwürfe und lässt weiterhin den Willen zu offener Aufklärung vermissen. »KOMMENTAR