München – Altkanzlerin Angela Merkel hat sich zum Tag der Deutschen Einheit dafür ausgesprochen, Migranten in Deutschland stärker mit einzuschließen. In den vergangenen Jahren seien viele Menschen gekommen, „die dauerhaft in unserem Land leben und noch nicht immer hier gelebt haben“, sagt sie in einem Interview, das ab heute um 19 Uhr online auf ZDFheute zu sehen ist. Es sei „wieder eine neue Aufgabe, dass wir sie mit aufnehmen. Deutschland umfasst alle.“
Es ist Merkels erstes TV-Interview nach ihrer Amtszeit. Die Ex-Kanzlerin hat für die ZDF-Dokumentation „Am Puls mit Mitri Sirin“ (Ausstrahlung am Dienstag, 19.20 Uhr) darüber gesprochen, warum für viele Ostdeutsche und Menschen mit Migrationsgeschichte der Einheitstag kein wirklicher Feiertag ist. Merkel sagt, dass Deutschland eine neue Erzählung brauche, die Zugewanderte inkludiere. Damit knüpft sie an ihre Entscheidung von September 2015 an. Damals ließ sie tausende Asylsuchende nach Deutschland einreisen.
Derweil setzte ihr Nachfolger, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), am Wochenende einen Kontrapunkt zu Merkels „Wir schaffen das“. Er klagte im Redaktionsnetzwerk Deutschland, die Flüchtlingszahlen seien „zu hoch“. Er kündigte schärfere Grenzkontrollen zu Deutschlands Nachbarländern an. Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) sprach sich dafür aus, die Sozialleistungen für Asylbewerber zu senken. „Wir müssen einsehen, dass wir uns diese Asylpolitik nicht mehr leisten können“, sagte er „Zeit Online“. Es brauche „ein einheitliches europäisches Niveau“.