München – In Europa wachsen die Sorgen, dass sich der Nahost-Konflikt auch auf die Sicherheitslage in westlichen Metropolen auswirken könnte. Die Bundesregierung geht wegen des Konflikts von einer „erhöhten Gefährdungslage“ in Deutschland aus. Sie nehme die aktuelle Lage „sehr ernst“, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums in Berlin.
Der Schutz jüdischer Einrichtungen sei bereits verstärkt worden. Der Zentralrat der Juden hatte sich besorgt über Aufrufe „zu Gewalt gegen jüdische Einrichtungen“ gezeigt. „Jüdisches Leben zu schützen, gehört zum Selbstverständnis unserer Demokratie“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) beriet mit ihren Kollegen aus den Ländern über nötige Maßnahmen. „Die derzeitige Lage in Israel lässt befürchten, dass eine weitere Eskalation droht“, sagte ihr Sprecher.
Obwohl die Stadt München am Freitagvormittag eine pro-palästinensische Kundgebung auf dem Odeonsplatz verbot, versammelten sich am späten Nachmittag rund 300 Menschen in der Innenstadt. Sie feierten die Massenmorde der Hamas, sprachen Israel das Existenzrecht ab und stimmten „Allahu Akbar“-Rufe an.
Die Polizei ließ sie zunächst gewähren. Zwar gab es Durchsagen und Aufforderungen, die Versammlung zu beenden. Aber erst als es hieß, dass Schwangere nun besser gehen sollten, und ein handfestes Eingreifen der Polizei sich anzubahnen schien, löste sich die Menge allmählich auf. Die Auseinandersetzungen mit der Polizei, die mit 350 Beamten, darunter Einheiten der Einsatzhundertschaft und des Unterstützungskommandos, vor Ort vor, dauerten bis in den Abend. Mehrere Personen wurden vorübergehend festgenommen.
Präsidiumssprecher Damian Kania sprach von einer sich entwickelnden Versammlungssituation, „die schwer zu verhindern war“. Die Einsatzkräfte seien vor einer Räumung gezwungen, die Teilnehmer mehrfach auf das Verbot aufmerksam zu machen. „Das mag frustrierend klingen“ – sei aber Voraussetzung für weitere Schritte. nah/dpa