München/Berlin – In der deutschen Politik wächst die Sorge, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wolle mit einer Deutschland-Reise antiisraelische Stimmung im Land schüren. „Erdogans permanente Hassreden gegen Israel und seine Solidarität mit der Terrororganisation Hamas sind unerträglich“, sagte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai. Es sei „mehr als fraglich“, ob man Erdogan empfangen solle.
Erdogan wirft Israel „Massaker“ vor und feiert die Hamas-Terroristen als „Befreier“. Der Westen schaffe eine „Kreuzzugs-Atmosphäre“ gegen Muslime: „Will der Westen wieder einen Kampf zwischen Halbmond und Kreuz?“
CSU-Chef Markus Söder sagte unserer Zeitung: „Es ist gefährlich, wenn sich ein Nato-Mitglied so äußert wie die Türkei unter Erdogan. Das kann nicht unwidersprochen bleiben.“ Falls Erdogan anreist, erwarte er von Kanzler Scholz „Klartext“. Söder warnt vor Spaltungen und antiisraelischen Aufwiegelungen. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Lage auch bei uns aufgeheizter und ungemütlicher wird.“
Auch die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann sagte unserer Zeitung: „Wie Erdogan spricht und was er unternimmt, ist absolut indiskutabel. Diese Form des Antisemitismus ist unerträglich. Gruselig auch, wie er zum Glaubenskampf aufruft – wir leben nicht mehr im Mittelalter.“ Man müsse mit der Türkei im Gespräch bleiben. „Ob jetzt allerdings der richtige Augenblick für eine solche Einladung ist, muss zwingend hinterfragt werden.“ Ein Staatsbesuch sei problematisch jetzt, „wo Israel zum selben Zeitpunkt den Terror der Hamas abwehrt“. kab/cd