Moskau – Einer der mutigsten Gegner des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Alexej Nawalny, ist nach Justizangaben in einem Straflager jenseits des Polarkreises gestorben – wenige Wochen bevor der Kremlchef sich für eine weitere Amtszeit bestätigen lassen will. Der 47-jährige Nawalny sei am Freitag nach einem Hofgang zusammengebrochen, teilte die Gefängnisverwaltung im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen offiziell mit. Der Tod des Oppositionspolitikers, der nach einem Giftanschlag trotz drohender Haft 2021 nach Russland zurückgekehrt war, löste in vielen Ländern Bestürzung aus. Viele warfen Putin und seinem Justizsystem einen politischen Mord vor.
Kanzler Olaf Scholz reagierte entsetzt: „Wir wissen spätestens nun ganz genau, was für ein Regime das ist“, sagte der SPD-Politiker. Scholz erinnerte bei einer Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj daran, wie er Nawalny in Berlin getroffen habe, als dieser sich 2020 von dem Giftanschlag erholt habe. Selenskyj, der heute in München erwartet wird, sagte: „Es ist für mich offensichtlich: Er wurde getötet. Wie andere Tausende, die zu Tode gequält wurden wegen dieses einen Menschen.“ Putin sollte dafür zur Verantwortung gezogen werden. US-Präsident Joe Biden würdigte Nawalny für seinen Mut, Putin sei für dessen Tod „verantwortlich“.
Das Nawalny-Lager selbst hatte am Freitag zunächst keine Informationen über den Todesfall. Bei der Münchner Sicherheitskonferenz riet Nawalnys Frau Julia zu Skepsis gegenüber den Moskauer Angaben.
Nawalny war erst vor wenigen Wochen aus dem europäischen Teil Russlands in das Straflager im Ort Charp in Sibirien nördlich des Polarkreises verlegt worden. Vor der Präsidentenwahl am 17. März habe der Kreml ihn dort noch stärker isolieren wollen, mutmaßte Nawalny selbst.
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