Berlin – Im Ringen um mehr Organspenden in Deutschland kommt ein neuer Anlauf für eine Reform der Spenderegeln im Bundestag in Gang. Eine Gruppe von Abgeordneten stellte am Montag eine fraktionsübergreifende Initiative vor, die auf die gesetzliche Einführung einer Widerspruchsregelung zielt. Das heißt, dass zunächst jeder als Spender gelten soll – es sei denn, man widerspricht. Derzeit sind Organentnahmen nur mit ausdrücklicher Zustimmung erlaubt. Ein erster Anlauf für eine Widerspruchslösung war 2020 im Bundestag gescheitert.
Laut NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hätten in Deutschland gerade mal 40 Prozent der Menschen einen Organspendeausweis. „Umfragen sagen: 80 Prozent sind für Organspende“, so Laumann. „Wir haben eine katastrophale Situation auf den Wartelisten.“ Die SPD-Abgeordnete Sabine Dittmar sagte: „Wir sind schlicht und ergreifend nicht zufrieden mit den Zahlen, die uns vorliegen.“ Seit Jahren stagnierten Organspenden auf einem wirklich niedrigen Niveau. „Täglich versterben uns drei Menschen auf der Warteliste.“ Künftig solle jeder Volljährige und Einwilligungsfähige als Spender in Frage kommen, wenn er eingewilligt oder nicht widersprochen hat. Der Grünen-Abgeordnete Armin Grau sagte, Angehörigen werde die Last genommen, den mutmaßlichen Willen Verstorbener zu interpretieren.
Die Gruppe strebt eine Entscheidung über die Initiative möglichst bis zum Frühjahr 2025 an. Zu erwarten ist, dass es auch noch einen anderen Antrag geben dürfte. Vorgesehen sind dann eine offene Debatte im Bundestag und Expertenanhörungen.