Paris – Angriffe auf das französische Bahnnetz haben kurz vor der Eröffnung der Olympischen Spiele für Chaos und Beeinträchtigungen gesorgt. Unbekannte hatten in der Nacht auf Freitag an verschiedenen Orten Brandsätze an Anlagen der Bahn gelegt und damit die ohnehin große Angst vor Anschlägen in Frankreich befeuert. Premierminister Gabriel Attal sprach von „koordinierten Sabotageakten“.
Die Anschläge beeinträchtigten auch die Anreise von Teilen der deutschen Olympiamannschaft. So kamen das BMX-Team und die Springreiter mit Verspätung an. Sie verpassten die Eröffnungsfeier, die von 45 000 Sicherheitskräften geschützt wurde.
Auf der Austerlitz-Brücke wurden zu Beginn zahlreiche Rauchbomben in den französischen Nationalfarben gezündet. Anschließend begann die Bootsparade auf der Seine, traditionell mit dem griechischen Olympia-Team an der Spitze, gefolgt von dem Flüchtlings-Team. Das deutsche Team mit dem Basketballer Dennis Schröder und der Judoka Anna-Maria Wagner als Fahnenträger folgte bald danach.
In einer Show-Einlage trat US-Sängerin Lady Gaga in einer schwarzen Korsage auf, begleitet von Tänzern mit rosa Puscheln, passend zum Titel „Mon truc en plumes“. 320 000 Menschen versammelten sich im strömenden Regen am Seine-Ufer und auf Brücken, mehr als eine Milliarde Menschen verfolgen die Zeremonie weltweit im TV. Um 22.54 Uhr erklärte Präsident Emmanuel Macron die Spiele für eröffnet.
Doch Frankreich rätselte auch am Freitagabend noch über die Attacken vom Morgen. Der Chef der französischen Staatsbahn SNCF, Jean-Pierre Farandou, hält sie für einen geplanten Akt, da die Taten an Gabelungen von Gleisen stattgefunden hätten. Die genauen Hintergründe der Tat sind aber unklar. Laut SNCF gab es Brandanschläge auf drei Achsen: der Ost-Achse, die von Paris nach Straßburg führt; der Nord-Achse, auf der unter anderem der Eurostar in Richtung Ärmelkanal und London fährt und der Atlantik-Achse von Paris Richtung Südwesten. Laut SNCF wurde eine Tat auf der Südost-Achse verhindert. Demnach fanden die Anschläge in Courtalain, Croisilles und Pagny-sur-Moselle statt. Die Auswirkungen auf das französische Schienennetz sind gravierend.