München – Der Kampf um die Commerzbank könnte dem Finanzplatz München erheblich schaden. Falls Unicredit die Kontrolle beim Dax-Konzern übernimmt, rechnet die Staatsregierung mit Verwerfungen. Dann drohten „Arbeitsplatzabbau und Filialschließungen“, zudem fehle dem Mittelstand ein Partner, sagte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger nach einer Kabinettssitzung. Man müsse hier nun „hellwach sein“.
Hinter den Kulissen tobt ein Machtkampf. Die italienische Großbank Unicredit hat sich über Finanzinstrumente weitere Anteile am Frankfurter Dax-Konzern gesichert und hält damit rechnerisch rund 21 Prozent der Aktien. Zugleich will die Unicredit ihren Anteil an der Commerzbank weiter aufstocken – gegen den Willen des Bundes.
„Bei einer Übernahme der Commerzbank droht der Finanzplatz München zwischen Frankfurt und Mailand zerrieben zu werden“, warnt der CSU-Fraktionschef im Landtag, Klaus Holetschek. „Es darf nicht sein, dass über künftige Kredite für bayerische Unternehmen in Mailand entschieden wird.“ Er fordert Minister Aiwanger auf, früh zu intervenieren. Der Bund, der zwölf Prozent hält, dürfe keinesfalls weitere Commerzbank-Anteile verkaufen.
CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz warnte, eine Komplettübernahme wäre „ein verheerendes Zeichen“, gefährde Mittelstand wie Export. Zuvor hatte auch Kanzler Olaf Scholz das Vorgehen der Unicredit scharf kritisiert: „Unfreundliche Attacken, feindliche Übernahmen sind nicht das, was für Banken eine gute Sache ist.“ Hier werde versucht, „ohne jede Kooperation, ohne jede Rücksprache sich an Unternehmen aggressiv zu beteiligen“.
Mitten im Übernahme-Kampf besetzt die Bank zudem ihre Spitze neu. Der Aufsichtsrat habe beschlossen, Finanzvorstand Bettina Orlopp (54) zur Vorstandschefin zu bestellen, teilte das Institut am Dienstagabend mit. Sie solle den jetzigen Vorstandschef Manfred Knof „zeitnah“ ablösen.
CD