Dicke Luft trotz Tempo 30

von Redaktion

Umstrittenes Tempolimit in München: Was erste Zahlen zeigen

München – Die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 km/h an der Landshuter Allee in München ist nicht nur umstritten – sie hat offenbar auch weniger Effekt als erhofft. Die Regelung, die seit Anfang Juni gilt, hat nämlich kaum Auswirkungen auf die Luftqualität am Mittleren Ring. Wie das Referat für Klima- und Umweltschutz auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt, lagen die Messwerte im Zeitraum vom 1. Januar bis 15. September bei 42 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft. Die EU schreibt 40 Mikrogramm als maximal zulässig vor. Zwar sei eine Aussage zur Wirksamkeit des Tempolimits vor Jahresende nicht möglich, so das Referat. Fakt ist aber: Im Vorjahr lagen die Werte im gleichen Zeitraum (wie dann auch im gesamten Jahr) bei 45 Mikrogramm.

Der Stadtrat hatte sich für das Tempolimit auf dem Teilstück des Mittleren Rings entschieden, um ein flächendeckendes Fahrverbot für ältere Dieselfahrzeuge (EU-Abgasnorm 5) zu vermeiden. Ein Fahrverbot für Euro-4-Fahrzeuge auf und innerhalb des Mittleren Rings gilt bereits seit Februar 2023. Die Münchner Luft verbesserte sich durch diese erste Fahrverbots-Stufe nicht hinreichend: Die Schadstoff-Werte überschritten weiterhin den EU-Grenzwert. Daraufhin urteilte ein Gericht: Die Stadt muss weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität ergreifen.

Umweltreferentin Christine Kugler hatte vor der Stadtrats-Entscheidung in Sachen Tempo 30 für weitere Fahrverbote geworben. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) argumentierte dagegen, dass es unverhältnismäßig sei, wegen einer geringen Überschreitung an einzelnen Messstellen ganze Straßenzüge zu sperren. In München gibt es aktuell rund 50 000 Euro-5-Diesel. Reiter hatte im Sommer allerdings auch angekündigt, das Tempolimit am Ring erneut zu prüfen – wenn Zahlen vorliegen.
SKA

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