München – Der Anteil der ukrainischen Kriegsflüchtlinge mit einem festen Job hat sich binnen zwei Jahren fast verdoppelt: 30 Prozent gehen arbeiten. Das zeigt eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB). Die Forscher haben dafür knapp 3000 Menschen befragt, die zwischen Februar und Juni 2022 geflohen sind. Dagegen stehen 30 Prozent, die auf Arbeitssuche sind – und 29 Prozent, die weder arbeiten noch auf der Suche sind.
Die Wissenschaftler machen dafür unter anderem Sprachbarrieren, mangelhafte Kinderbetreuung und die träge Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse verantwortlich. So gaben 92 Prozent der Nicht-Arbeitssuchenden an, entweder noch einen Sprachkurs zu besuchen oder noch nicht ausreichend gut Deutsch zu sprechen. 37 Prozent nannten die Betreuung von Kindern oder Angehörigen als Grund. Denn 84 Prozent der ukrainischen Flüchtlinge sind Frauen. Studienautorin Katharina Spieß: „Wir sehen, dass deutlich mehr geflüchtete Frauen arbeiten, wenn das Kita-Angebot besser ist.“
Neben Frauen im Allgemeinen sind laut BiB Mütter, Menschen über 55, Kranke und Ukrainer mit Wohnsitzauflagen unterdurchschnittlich oft in Arbeit. Akademiker und Ukrainer mit Deutschkenntnissen haben dagegen überdurchschnittlich oft einen Job. Die Studienautoren sehen deshalb vor allem bei der Kinderbetreuung, der Sprachbildung und der Anerkennung ausländischer Abschlüsse einen großen Hebel.
Besonders mit Letzterem haben östliche Länder wie Polen und Tschechien unter den Flüchtlingen Arbeitsquoten von über 60 Prozent geschafft, wie eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt.
MAS