Berlin – Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat am Freitag erstmals seit fast zwei Jahren wieder mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin telefoniert. Er habe den Kreml-Chef aufgefordert, den Krieg zu beenden und über einen „gerechten und dauerhaften Frieden“ zu verhandeln, schrieb Scholz bei „X“. Laut Regierungssprecher Steffen Hebestreit betonte der Kanzler „die unverbrüchliche Entschlossenheit Deutschlands“, die Ukraine in ihrem Abwehrkampf „so lange wie nötig zu unterstützen“.
Putin zeigte sich laut Kreml-Angaben zu Gesprächen bereit, aber nur zu Moskauer Bedingungen. Dazu zählen ein Verzicht Kiews auf die Nato-Mitgliedschaft und Gebietsabtretungen. Ein Abkommen müsse die „neuen territorialen Realitäten“ widerspiegeln, hieß es aus Moskau. Russland hält 20 Prozent des ukrainischen Gebiets besetzt.
In Kiew stieß das Telefonat auf Unverständnis. Scholz habe die „Büchse der Pandora“ geöffnet, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj. Der Kanzler habe mit dem Gespräch Putins langgehegten Wunsch erfüllt, Russlands Isolation zu verringern und mit Gesprächen zu beginnen, die zu nichts führen werden.
Der Westen hat hochrangige Gesprächskanäle nach Moskau weitgehend stillgelegt. Scholz initiierte nun das Gespräch mit Putin. Es sei ein ausführlicher und offener Austausch gewesen, hieß es aus dem Kreml.
Laut Berliner Regierungskreisen verurteilte Scholz ausdrücklich „die russischen Luftangriffe gegen zivile Infrastruktur“. Er habe zudem deutlich gemacht, dass die Entsendung nordkoreanischer Soldaten für Kampfeinsätze gegen die Ukraine „eine gravierende Eskalation und Ausweitung des Konflikts“ darstelle. Scholz und Putin haben vereinbart, in Kontakt zu bleiben.