Amokfahrer-Warnung folgenlos

von Redaktion

Bund prüft Versäumnisse nach Attentat in Magdeburg mit 5 Toten

Die Trauer nimmt kein Ende: Ein Meer von Blumen haben Menschen in Magdeburg an der Stelle abgelegt, wo ein Amokfahrer fünf Weihnachtsmarkt-Besucher in den Tod gerissen hat. © Bein/dpa

Magdeburg – Die deutschen Ermittlungsbehörden prüfen nach dem tödlichen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg frühere Warnhinweise auf den mutmaßlichen Todesfahrer Taleb A.. Der Präsident des Bundeskriminalamts, Holger Münch, sagte dem ZDF, es müsse untersucht werden, ob den Ermittlern etwas entgangen sei. A. sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. In Magdeburg zeigten gestern erneut viele Menschen ihre Trauer um die Verstorbenen und ihr Mitgefühl für die Verletzten.

Der aus Saudi-Arabien stammende A. soll Freitagabend mit einem Mietwagen in den Weihnachtsmarkt Magdeburgs gerast sein, fünf Menschen starben und gut 200 wurden teils schwerstverletzt. Als Motiv des Anschlags gab der als Islamkritiker und AfD-Sympathisant beschriebene 50-Jährige Unzufriedenheit mit der Behandlung saudiarabischer Flüchtlinge an.

BKA-Präsident Münch sagte, es habe im November 2023 einen Hinweis aus Saudi-Arabien auf den Tatverdächtigen Taleb A. gegeben, hier sei auch ein Verfahren eingeleitet worden. Die Polizei in Sachsen-Anhalt habe entsprechende Ermittlungsmaßnahmen vorgenommen. Die angezeigten Äußerungen seien aber „unspezifisch“ gewesen. Es habe auch verschiedene Behördenkontakte gegeben, Beleidigungen, auch mal Drohungen. „Er war aber nicht bekannt, was Gewalthandlungen angeht.“ Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kündigte zusätzliche Ermittlungen an, um herauszufinden, welche Behörden Hinweise auf den Täter hatten: „Jeder Stein wird umgedreht.“

Der Innenausschuss des Bundestags wird am 30. Dezember zu einer Sondersitzung zu dem Anschlag zusammenkommen. Am selben Tag tagt auch das Parlamentarische Kontrollgremium, das die Nachrichtendienste überwacht. Aus den Parteien kamen erste Rufe nach einer Reform bei Strukturen und Befugnissen der Sicherheitsbehörden als Konsequenz der Tat. Bayerns Ministerpräsident Söder (CSU) hat für die letzten Tage der Weihnachtsmärkte eine „massive Präsenz“ von Polizei angekündigt.

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