Nach der Amokfahrt: Polizisten auf dem Weihnachtsmarkt. © dpa
München – Drei Tage nach dem tödlichen Anschlag in Magdeburg wird die Kritik an den deutschen Sicherheitsbehörden immer lauter. Nach „Bild“-Informationen war in dem Sicherheitskonzept des Weihnachtsmarkts eigentlich eine mobile Sperre an der fünf Meter breiten Zufahrt vorgesehen, durch die der Attentäter am Freitagabend durchgerast war. Demnach hätte sich dort ein querstehender Polizeibus befinden müssen – dieser fehlte jedoch oder stand an der falschen Stelle.
Zuvor hatte Ronni Krug, Beigeordneter für Ordnung der Stadt Magdeburg, das Sicherheitskonzept des Weihnachtsmarkts verteidigt. Ihm zufolge habe man die Zufahrt bewusst als Rettungsgasse freigehalten. Experten kritisieren, dass für genau solche Zwecke mobile Sperren gedacht seien. „Wenn eine Zufahrt ungeschützt bleibt, nutzen alle anderen Betonpoller nichts“, sagte der Terrorismus-Experte Peter Neumann dem „Spiegel“. „Dabei gäbe es auch für Rettungsgassen Lösungen – etwa ein Auto, das die Zufahrt blockiert und im Notfall weggefahren wird.“
Die Deutsche Polizeigewerkschaft forderte einen besseren technischen Schutz von Weihnachtsmärkten. „Wer in den letzten Tagen Feuerwehrfahrzeuge oder andere Fahrzeuge zum erweiterten Schutz von Weihnachtsmärkten aufgestellt hat, muss nachbessern“, hieß es. Der Landkreistag betonte, dass es auch mit erhöhter Polizeipräsenz und anderen Maßnahmen keine Sicherheitsgarantie für Weihnachtsmärkte gäbe. Am Abend demonstrierten mehrere tausend Bürger in Magdeburg. Es gab eine Menschenkette mit Kerzen in Erinnerung an die Opfer; zeitgleich eine Veranstaltung der AfD am Domplatz.
Auch im Fall des Täters Taleb A. werden den Behörden Versäumnisse vorgeworfen. Der 50-Jährige war seit Jahren als potenziell Verdächtiger bekannt. 2013 hatte er bereits gegenüber der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern Drohungen ausgesprochen, die auf einen Terroranschlag hindeuteten. Taleb A. war am Freitagabend mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt von Magdeburg gerast. Dabei tötete er fünf Menschen. Laut der Uni-Klinik in Magdeburg werden aktuell noch 72 Verletzte behandelt, darunter sind 15 Schwerverletzte. »KOMMENTAR/POLITIK