München – Nach einem Angriff von radikalen Aktivisten auf seinen Bauernhof verzichtet Agrarfunktionär Günther Felßner auf seine Kandidatur für ein Ministeramt in Berlin. „Drohungen und Hass habe ich als Kandidat auszuhalten, Überfälle und Gewalt Vermummter nicht“, sagte Felßner in München. Er sei nicht bereit, eine unkalkulierbare Gefährdung für sich, seine Familie, den Hof und die Tiere dort hinzunehmen.
Am Montag hatten Aktivisten von „Animal Rebellion“ Felßners Hof in Franken angegriffen. Sie kletterten mit Leitern auf ein Dach, hissten ein Transparent und zündeten laut Felßner Bengalo-Feuer. Seine Frau habe um ihr Leben gefürchtet. Die Polizei nahm zwölf Personalien auf. Nach Informationen unserer Zeitung war es der zweite Übergriff am Hof binnen weniger Tage.
Felßner (58), Präsident des bayerischen Bauernverbands, war von der CSU als Kandidat für das Bundesagrarministerium vorgeschlagen worden. Seine Berufung war politisch umstritten, galt aber als wahrscheinlich, auch wenn Felßner bei der Wahl kein Bundestagsmandat erreichte und lediglich Nachrücker ins Parlament wäre. Er wies Spekulationen zurück, wegen seiner Positionen intern Rückhalt verloren zu haben und deshalb den Rückzug anzutreten. CSU-Chef Markus Söder sagte, er sei „traurig“ über den Verzicht und „empört“ über den feigen Angriff sowie parallel viele Drohungen gegen Felßner im Internet.
Ein neuer Kandidat wurde gestern Abend nicht benannt. Intern wird spekuliert, ob Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (47) nun für die CSU nach Berlin wechselt. Sie ist auch Teil der laufenden Koalitionsverhandlungen, allerdings im Bereich Wirtschaft.
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