München – Mitten im eskalierenden Zollstreit mit den USA erwägen die EU und China plötzlich eine Art Wirtschafts-Allianz. China und Europa sollten sich „gemeinsam gegen einseitige Schikanen wehren“, sagte Präsident Xi Jinping in Peking. Dies würde „ihre eigenen legitimen Rechte und Interessen schützen und internationale Fairness und Gerechtigkeit gewährleisten“.
Die EU kündigte einen Gipfel in China an, voraussichtlich für die zweite Juli-Hälfte. Früher gab es solche Treffen regelmäßig, 2024 nicht. Die EU strebt derzeit aufgrund der unberechenbaren Handelspolitik aus Washington eine Diversifizierung ihrer Handelsbeziehungen an. Dennoch bestehen seit Längerem Bedenken gegen die Integrität des Handelspartners China.
Der Zollstreit mit den USA verschärfte sich auch am Freitag. US-Präsident Donald Trump erhöhte die Zölle für China auf 145 Prozent, die Gegenseite auf 125 Prozent. Der Handel zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt droht wegen der enorm hohen Zölle zum Erliegen zu kommen. Auf US-Seite belastet das unter anderem die Landwirtschaft. China geht inzwischen davon aus, dass im Land keine Marktakzeptanz mehr für US-Produkte bestehe. Sollten die USA ihre Sätze noch weiter erhöhen, will Peking nicht mehr darauf reagieren.
Die US-Zölle für Europa (und umgekehrt) sind für 90 Tage auf zehn Prozent gesenkt, um ein Zeitfenster für Verhandlungen zu sichern. Die USA dürften derweil den Austausch zwischen China und Europa kritisch beäugen. Aus Washington kommt scharfe Kritik. Finanzminister Scott Bessent warnte vor einer Hinwendung zu China. „Damit würde man sich selbst die Kehle durchschneiden“, sagte er.
MM»KOMMENTAR/WIRTSCHAFT